Eden Eternal – Heute Krieger, morgen Magier
Eigentlich macht Eden Eternal vieles richtig: Die Welt des Anime-MMOs wird von sehr niedlichen Wesen bevölkert, Musik und Atmosphäre passen genau und der Clou des Spiels liegt eindeutig im konsequent frei wählbaren Klassensystem. Als Quasi-Ein-Mann-Armee kann jeder Spieler hier die Quests scheinbar im Alleingang absolvieren und munter genau in die Rolle schlüpfen, die die Situation gerade erfordert.
Das eine große Manko
Schon beim ersten Besuch von Eden Eternal zeigt sich vor allem für erfahrenere MMO-Spieler, das eine große Manko, das dem MMO von Aeria Games trotz vieler toller Ideen und einer sehr liebevollen Umsetzung den großen Ruhm verwehrt. Es ist zu beliebig. Irgendwie hat man vieles aus Eden Eternal schon einmal in anderen Spielen gesehen. Und irgendwie waren diese packender, interessanter, mit mehr Tiefe. Auf dem hart umkämpften Markt der asiatischen Online-RPGs müssen sich die Entwickler inzwischen wesentlich mehr einfallen lassen.
Herz und Seele mit Retro-Charme
Herz und Seele beweisen die Eden-Eternal-Entwickler mit ihrem Anime-MMO trotz alledem. Die Geschichte einer Welt, in der Unruhe zwischen den verschiedenen Völkern herrscht und die auf den einen Retter wartet, ist sicher nicht originell. Aber sämtliche Dialoge im Spiel sind nicht nur mit simplen Sätzen der Charaktere versehen, sondern enthalten immer auch Hinweise, wie die Charaktere sich gerade fühlen oder wie sie etwas sagen. Sicherlich sind rein schriftliche Dialoge die einfache Variante, wie man auch früher Geschichten in Videospielen erzählt hat, aber das birgt einen gewissen Retro-Charme und gibt jedem Spieler die Zeit, die er braucht, um sich in das Eden Eternal Universum hineinzufinden.
Ein wahres „Rollen“-Spiel
Die Charakterauswahl bietet neben Menschen und Halblingen drei interessante eingeschlechtliche Rassen, nämlich die Zumi, die wie Mäuse aussehen, die Froschgleichen Anura und die Ursun in Bärengestalt. Die Charaktere lassen sich schon zu Beginn vielfältig gestalten, nur die Kampfklassen-Auswahl fällt mager aus. Denkt man. Denn anders als in vielen MMOs legt man sich nie wirklich auf eine Kampfklasse fest, sondern kann diese beliebig während des Spielens wechseln. Natürlich erhält man erst mit fortgeschrittenem Level vollen Zugriff auf alle Klassen und kann dann nicht nur Magier oder Krieger, sondern auch Dieb, Samurai oder Heiler sein. Dieses Bäumchen-Wechsel-Dich-Prinzip erleichtert allen Spielern die Zusammenstellung ihrer Teams, da man sich eigentlich nur noch absprechen muss, wer wann welche Rolle übernimmt.
Alles auf Autopilot
So aufregend das ganze System klingt, so unspektakulär wird es im Spiel genutzt. Denn die Quests laufen zu oft nach dem gleichen Schema ab. Nicht einmal den Weg zum Ziel einer Quest müsst ihr selbst suchen. Ihr schaltet den Autopiloten ein, springt dann kurz ins Geschehen, erledigt die vorgegebene simple Aufgabe und kehrt zurück. So läuft es immer und immer wieder ab. Wer also endlich einmal richtig abschalten und nicht groß darüber nachdenken will, was er da eigentlich erledigen soll, der ist bei Eden Eternal genau richtig. Alle anderen werden über kurz oder lang vor Eintönigkeit die Flucht ergreifen – und zur besser durchdachten Konkurrenz wechseln.
Is it MMOst-Wanted?
Eden Eternal schafft es leider nicht, aus dem großen Pool der frei verfügbaren knuddeligen Anime-MMOs herauszuragen. Zu simpel sind die Spielmechaniken. Da helfen auch die märchenhaft gestaltete Spielwelt und das tolle Klassen-System nicht mehr viel. Wer es dagegen weniger kompliziert mag und einen Einstieg in die Welt der Asia-MMOs wagen will, ist hier genau richtig. Ricarda Gruhl